Drei Monate Auszeit, eine fast nicht zu fassende Zeitspanne lag zu Beginn der Reise vor uns. Endlich gemütlich, ohne Druck und Not, durch die Gegend reisen. Irgendwann auf dem Weg zurück in nördlichere Gefilde wurde uns die Hitze zum Gegner. Apulien, so viele schöne Städtchen, die wir sehen müssen. Gargano, ein Highlight am anderen. Und doch: so heiß, einfach unerträglich, um während der Mittagszeit unterwegs zu sein. Nur die frühen Morgenstunden und ab Beginn der Abenddämmerung war es möglich, unterwegs zu sein. Da stellte sich uns die Frage, wie sinnvoll es ist, all die schönen Dörfer noch zu besichtigen. Wo soll man streichen? Jetzt, da man schon einmal hier ist und doch eigentlich Zeit hat. Darf man zurückkommen und Monopoli nicht gesehen haben? Wird man die Reise anders bewerten, wenn doch kulturelle Höhepunkte ausgelassen wurden?
Tatsächlich fiel es uns enorm schwer, irgendwann zu akzeptieren, dass wir selbst definieren, was richtig und wichtig ist. Das man auch Schwerpunkte setzen kann. Dass diese Reise kein Wettbewerb, kein „Mustdo“ ist. Es ist unsere Reise, unser Tempo, unsere Energie. Wir veranstalten keinen Marathon, sondern entscheiden so, wie es uns gut tut. In unserer Geschwindigkeit, in unserem Tempo. Ja, manches Kleinod, manches Highlight haben wir nicht gesehen. Erstaunlich, wie schwer uns dies zunächst gefallen ist. Wie schwer es ist, sich aus dem Rhythmus von “ Du musst“ in den Rhythmus von “Ich darf und will“ zu begeben. Wir üben fleissig.