Reiseblog von Markus, Gesine und Bruno

Autor: Bruno (Seite 2 von 3)

Hitze und Trockenheit

Mit dem Camper fahren wir viel übers Land und nehmen gerne auch kleine Straßen, statt auf der Autobahn zu fahren. Wir haben ja Zeit und wollen So nimmt Landschaft und Kultur erleben.
Zur Zeit sieht es durch die Hitze und den ausbleibenden Regen an vielen Stellen gleich aus. Ausgetrocknete Felder, trockene Olivenhaine und staubtrockene Luft. Neben den Straßen oft ein wiederkehrendes Bild: Olivenhaine, die vor kurzem gebrannt haben und schwarz verkohlte Stämme und verdorrte Blätter haben. Manchmal sieht man die Rettungsversuche der Bauern, indem sie die Bäume radikal zurückschneiden und auf die Kraft und die Widerstandsfähigkeit der Bäume hoffen. Tatsächlich sieht man auch einige Bäume, die danach wieder austreiben und das Feuer überstanden haben. Viele schaffen es auch nicht.
Einige Male war der Brand erst vor ganz kurzer Zeit entstanden und überall war noch die Asche zu sehen, die aus dem Land eine leblose Kulisse macht. Zweimal sind wir direkt neben einem Brand vorbeigefahren.
Die Trockenheit macht der Gegend wirklich zu schaffen und die Sorglosigkeit einiger Menschen, die ihre Kippen aus dem Autofenster werfen, wird dann zur echten Gefahr.
Olivenbäume wachsen langsam und können unglaublich alt werden. In Katalunia gibt es einen Baum der auf 1400 Jahre geschätzt wird. In Griechenland wächst ein uraltes Exemplar, das man auf weit über 2000 Jahre schätzt.
Bis zur ersten Ernte dauert es eine ganze Weile: Sieben Jahre geduldet sich der Bauer, bis er eine erste Ernte erzielt.
Umso trauriger macht uns deshalb der Anblick der zerstörten Olivenhaine.

Regionale Erkennungsmerkmale

Nach so vielen Wochen in Italien haben wir natürlich bereits viele Städte und Örtchen besichtigt. Manche sind ganz einzigartig, wie Alberobello mit seinen Trulli Kegelhäusern. Manche bestechen durch ihre extreme Lage, Erice auf dem Berggipfel, Positano an der Amalfiküste an den Hang geklebt, Noto oder Modica als barocke Gesamtkunstwerke.
Andere sind anziehend aufgrund kulinarischer Spezialitäten, kulturhistorischer Bauwerke oder angrenzenden Nationalparks.


Stattdessen freut mich oft etwas anderes. Mittlerweile achte ich in jeder Stadt auf eine besondere Kleinigkeit: die Hausnummern.
Nicht so sehr die Nummerierung, obwohl: logisch und einleuchtend ist sie nicht immer. Oder folgt einer mir bislang verborgenen Regel. In Zeiten von googlemaps ist das auch zweitrangig.
Mich interessieren vielmehr die Hausnummernschilder. Also die Form, wie ein Haus mit einer Nummer versehen wird.

In Deutschland ist mir noch nie passiert, Hausnummern zu fotografieren, es scheint vorrangig eine Frage des Geschmacks und Geldbeutels zu sein. Hier ist mir irgendwann aufgefallen, dass viele Ortschaften und Städle ganz charakteristische Hausnummernschilder haben, die im ganzen Ort zu finden sind.
Mal aufgemalt, schabloniert, emailliert, getöpfert, mal einfarbig oder bunter. Die Vielfalt ist echt erstaunlich und oftmals ist die Gestaltung offensichtlich bereits vor vielen Jahren vorgenommen worden.
Gibt es eine Vorschrift dafür, wie in welchem Ort die Beschriftung zu sein hat? Ohje, das ist ja eine typisch deutsche Denke…
(Wen es interessiert mag bitte googlen und mich dann bitte nicht informieren😁😂).
Ich finde es einfach schön und habe Freude daran.
Schaut selbst:

Straßenführung, die italienische

Verkehrsführung zur Erlangung buddhistischer Gelassenheit und zur Freude von Europapark-fans

Über den Verkehr und die Strassenverkehrsordnung habe ich ja nun schon öfter geschrieben. Ein Phänomen blieb bisher, mangels Beweisfotos, ungenannt.
Der Kreisverkehr?
Wir kennen ihn ja auch von anderen Ländern und die ampelfreie Kreuzung funktioniert ja durch den Kreisel meist wunderbar.
In Italien ist ein fast fanatischer Hang zum Bau sequenzieller Kreisel festzustellen. Auffahrt auf die Autobahn mit einem Kreisel? Ja, unbedingt! Und vorallem zunächst den vorgeschalteten Kreisel von der Landstrasse auf den Autobahnzubringer durchfahren. Von dort bequem, natürlich per Kreisel, auf die Autobahnzufahrt kommen. Sicherheitshalber ein letzter Kreisel mit Schwung nehmen, um direkt auf die Autobahn zu gelangen.
Mittlerweile ist jedliche Orientierung verloren gegangen, im Camper alle Schubladen offen, das Gehirn gegen die Schädeldecke gedrückt und der anzufahrende Ortsname vergessen. Egal, in Italien ists überall schön, beruhigt der Italiener. Und der Camper ruckelt gemütlich in die falsche Richtung. Somit wendet man an der nächsten Ausfahrt und hat die Chance, noch einmal alle Kreisel zu durchfahren.
Hier als Beispiel die Autobahnauffahrt in Messina, im der Ausführung “Panoramablick“.

Hupe, die italienische

Ich habe ja schon einige Erlebnisse auf italienischen Strassen geschildert. Hatte ich auch schon die akustische Seite der Verkehrsregelung erwähnt?
Hier wird die Hupe mal im Stakkato, mal drängelnd, mal im Dauergebrauch eingesetzt. Sicherlich spielt die charakterlichen Eigenheiten des Fahrers, die berufliche und persönliche aktuelle Befindlichkeit eine zusätzliche Rolle. Ganz klar scheint es aber, eine gewisse allgemeingültige Grammatik des Hupens zu geben. Dieser sind wir auf der Spur….

  • Piccolo clacson: ein kurzes Hupen, etwa “ Hallo, ich bin da“, “
  • clacson fortissimo: ohrenbetäubend, “Hey Alter, es ist grün!,,,“ gerne noch ein kräftiges Schimpfwort nach Wahl dazu ergänzen
  • clacson accelerando: lauterwerdendes Hupen: “ Wenn du so weiterfährst, schlafe ich noch hinterm Steuer ein…“
  • clacson staccatissimo: kurzes, schnelles Gehupe: “Ich komme und bin ein LKW“ ungefähr unserem Vorfahrtszeichen entsprechend.
  • clacson addolorato: wehleidiges Hupen, etwa „Huöp“: “ Mach hinne, meine Frau sitzt neben mir und schimpft dauernd“
  • clascon parlando: die wahre Kunst des Hupens, unterschiedliche Tonarten, gleichsam kleine Melodie: das Bäckerauto kommt und bringt frische Brötchen. Unbedingt anhalten!!!
  • clascon martiale: „Ich bin ein LKW und direkt hinter dir.“
  • clascon mezza voce: Danke fürs vorbei lassen.
  • clascon vivace: du siehst mich nicht, aber ich komme dir auf deiner Seite entgegen..

Dies sind sicher nur die einfachsten Anwendungsbeispiele und bilden rudimentäre Kenntnisse der Hupologie dar.

Zu Dionys dem Tyrannen schlich…

Reisen bildet, sagt man.
Stimmt!
Aber es wirft auch viele Fragen auf….
Als ich über Syrakus/ Siracusa im Reiseführer las, war ich erstaunt, dass eine Stadt vierhundert Jahre vor Christus bis zu 200.000 Einwohner haben konnte. Die Ausmaße der antiken Stadt sind heute noch in Syrakus zu sehen und übertreffen die heutige Stadtgröße und Einwohnerzahl locker (ca 123.0000). Die vielen archäologischen Funde und Überreste aus verschiedenen Zeitaltern brachte Syrakus den Titel Weltkulturerbe im Jahr 2005.
Es war zunächst eine griechische Stadt und florierte mächtig – so mächtig, dass Athen einst versuchte, mit ihren Flotten Siracusa zu erobern. Sie scheiterten.
Günstig an zwei natürlichen Häfen gelegen und auf der zur Stadt gehörigen Insel Ortygia mit einer Süsswasserquelle gesegnet, war die Stadt gut gegen Feinde gerüstet. In der griechischen Herrschaftszeit wurde die Kultur und Wissenschaft besonders gefördert, Platon und Aischylos wurden an den Hof geholt, Archimedes und Theokrit hier geboren. Mit 15.000 Sitzplätzen überbot das Theater Greco alle anderen antiken Theater in Grösse und Dimension. Mit der Übernahme der Römer und dem Status einer Provinzhauptstadt sank die Bedeutung Syrakus ständig. Die Theater wurden zum Teil umgestaltet, da sich Römer eher für Gladiatorenkämpfe interessiert hatten.

Mir war nicht klar, dass Dionysos, der Tyrann, zu dem bekanntermaßen Schillers Damon mit dem Dolch im Gewand schlich, hier herrschte. Wusstet ihr, dass „Tyrann“ einfach nur Herrscher bedeutete? Da lernt man so ein ellenlanges Gedicht auswendig und weiss nichts über den Hintergrund. Das wäre doch wichtig gewesen zu erwähnen….

Ich habe mich erstaunt, dass eine so grosse Stadt über so viele Jahrhunderte gut funktioniert hatte. Wie haben sie es mit dem Wasser organisiert, mit Abwasser und Abfall?
Vielleicht sogar besser, als in heutigen Zeiten, kam mir in den Sinn, als ich durch moderne Teile der Stadt lief…

Camperleben

Zwischendurch muss auch mal gewaschen werden, ausgeruht oder einfach nur die Hitze ausgehalten werden. Wir sind nun über vier Wochen unterwegs und es hat sich dann doch schon Routine eingestellt und die meisten Dinge haben ihre festen Platz. Noch immer scheppert es zwischendurch mal im Bus, die schlechten und engen Strassen fordern unsere Packkunst ganz schön heraus. Mittlerweile haben wir auch schon unseren Luxus genossen!
Sowohl mit dem Herdbackofen einen Kuchen gebacken wie auch die Hängematte genossen. Allerdings merken wir auch, wie wenig Dinge man tatsächlich braucht und man kann diese Einfachheit auch schätzen.

Ätna

Wir hätten uns das Naturschauspiel auf diesem Berg nicht so grossartig vorgestellt. Bereits auf der Fahrt von Milazzo über die Berge in die Nähe von Taormina, lag der Vulkan plötzlich direkt vor uns. Leicht verschwommen durch die austretenden Gase, die die Luft bläulich färben, aber beeindruckend durch Größe und Form.
Abends auf unserem Stellplatz konnten wir den Ätna ständig im Blick behalten.
Seit Mai beobachten die Forscher eine zunehmende Aktivität und es hatte sich ein neuer Schlund unterhalb des Gipfels gebildet. Nachdem am Sonntagmorgen lediglich Rauch austrat, konnte man abends vom Zeltplatz aus, die rot glühende Lava sehen.

Der Ätna – hier Etna genannt – ist über 3300 m hoch und damit der höchste Vulkan Europas. Er ist aktiv und wird daher ständig vermessen. Wichtige Daten sind Temperatur, verstärkte Gasentwicklung, Erdbeben oder GPS-Daten, die Hinweise auf Oberflächenveränderung geben. Sammelt sich verstärkt Magma unter der Oberfläche, dehnt sich diese aus, bis sie an einer Stelle bricht und sich entleert. Mir war nicht klar, dass der Ätna eher aus Nebenschloten ausbricht und nicht aus den vier Hauptkratern. Seine Höhe schwankt aufgrund von Ausbrüchen und Schlakenkegel. Die Lava ist relativ dünnflüssig, dadurch kommt es weniger zu Explosionen. Außerdem fließt sie dadurch schneller und während die Oberfläche schon erkaltet und aushärtet, fließt im Inneren die Lava weiter ab. So konnten sich die vielen Lavagrotten bilden, die zum Teil mehrere hundert Meter sein können.

Tagsüber ist der Krater von Gasen und Wolken umgeben, je nach Windrichtung bietet er neue Ansichten. Man kann sich der Faszination nicht entziehen.

Kurvenfahrten

Während unserer bisherigen Reise habe ich mich immer wieder über Strassenbeschilderungen gewundert. Zunächst in den Marken die ständigen Hinweise auf Schneeketten, die man dabei haben muss von Dezember bis März. Das hätte ich mir so von Mittelitalien nicht vorgestellt.
Spätestens in den Abruzzen und den noch sichtbaren Schneeresten war klar, dass das Mitführen von Schneeketten in den Wintermonaten obligatorisch sein muss, schliesslich haben wenige italienische Autos Winterreifen.

Auf den Seitenstrassen in die Abruzzen wurde dann auf Strassenverengungen hingewiesen. Eigentlich nichts überraschendes, schliesslich schmiegen sich die Strassen eng an die Berge und schlängeln sich in die Höhe. Allerdings erwiesen sich kurze Zeit später die Verengungen als willkürlich gesetzte Betonklötze, die eine künstliche Fahrbahnverengung erzeugten. Nachdem die erste noch gut zu durchfahren war, blieb es bei der zweiten spannend und bei der dritten fragten wir uns, wann wir wohl umkehren müssten, weil wir nicht mehr durchpassen würden. Letztlich haben wir alle drei Stellen gut gemeistert, einige italienische Fahrer etwas genervt, ob unseres langsamen Hindurchtastens. Warum die Strasse an drei Stellen verengt war, blieb allerdings unklar.

Ein weiteres Rätsel bleiben für mich die Warnschilder bei kurvigen Strecken besonders bei Passstrassen.
Folgendes fiktives Gespräch könnte wohl ein Grund gewesen sein, die Beschilderung so auszuführen.
„Luigi, wir brauchen für die neue Passtrasse Warnschilder wegen der Kurven.“
„Va bene, Salvatore, keine Sorge. Ich habe Schilder mit Warnung vor drei Kurven besorgt.“
“Aber es sind doch viel mehr! Luigi!“
“Ja, aber bei drei Kurven denkt jeder, ok, das ist ja schnell geschafft.“

Obwohl die komplette Passstrasse sehr kurvig, eng und steil ist, wird man plötzlich vor drei Kurven gewarnt. Danach Warnung vor einer kurvigen Strecke über einen Kilometer, um kurz danach wieder vier enge Kurven auf dem Warnschild zu lesen.
Es bleib uns ein Rätsel, wann ein Schild aufgestellt wurde und wann nicht.
Eine gute Seite hat diese Beschilderung: Bei drei Kurven verzählt man sich weniger.

Pasticceria



Eine Sünde wert sind kleine Abstecher in die örtlichen Pasticcerien. Die Auswahl an süssen Kleinigkeiten aus Hefeteig, Plunderteig oder Blätterteig ist enorm. Ungefüllte einfache Teile werden gerne mal in den morgendlichen Kaffe oder Cappucchino getaucht. Daneben gibt es die mit Creme, Schokolade oder Früchten gefüllten Croissants, die durchaus ein Mittagessen ersetzen könnten.
In den Marken überraschte uns die Crostata, die unserer Linzertorte in Aussehen und Geschmack sehr ähnelt. Allerdings wird sie mit Aprikosen-, Pfirsich- oder Erdbeermarmelade gefüllt und oft als Dessert nach dem Essen angeboten. Die Torta alla Nonna aus Mürbeteig und mit einer Vanillecreme gefüllt, hat auch schon in Deutschland eine Fangemeinde gefunden.
In den Konditoreiauslagen findet man kleine Törtchen mit Creme-, Frucht- oder Schokoladenmasse, meist kunstvoll dekoriert und unverschämt lecker aussehend.
Besonders begeistert sind wir im Moment von Gebäck mit Pistaziencremefüllung. Hier in Sizilien müssen wir unbedingt noch die Cannoli versuchen. Das sind gerollte Teigblätter mit Ricottafüllung und unterschiedlichen Garnierungen. Selbstverständlich bleiben wir an diesem Thema dran! Versprochen😜

Ankunft Sizilien

Ein Wunschziel dieser Auszeit ist Sizilien! Am 28.05.22 haben wir mit der Fähre von Villa San Giovanni nach Messina übergesetzt. Diese kurze Fährfahrt dauert nur starke 30 Minuten und ist die kürzeste Verbindung nach Sizilien.

Sizilien empfing uns mit Wolken und späterem Gewitter, vielen chaotischen Verkehrssituationen und – leider- auch mit sehr viel herumliegendem Müll. Nach den wunderschönen Touren durch die Marken und die Abruzzen, mit schönen Dörfern, gepflegten Landschaften und unberührter Natur, traf uns diese negative Seite der Touristeninsel sehr. Mag sein, dass Ende Mai man sich erst noch herausputzt für den erneuten Ansturm von Feriengästen im Juni, Juli und August. Die Sizilianer – so heisst es- sind besonders stolz auf ihre Heimat. Am Umgang mit ihr merkt man das aber nicht.

Wir sind gespannt, ob uns die Insel noch in ihren Bann ziehen wird und ihren Charme spielen lässt.

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