Reiseblog von Markus, Gesine und Bruno

Erdbeben in Italien

Ich hatte ja bereits geschrieben über die durch Erdbeben zerstörten Städte in den Regionen der Marken. Egal, wo wir bisher in Italien waren, hatte jede Region ihre Not mit den Erdbeben. Manchmal schon vor längerer Zeit in der Vergangenheit, manche Zerstörungen liegen auch erst einige Jahre zurück.
Auf Sizilien fuhren wir an zwei Dörfern vorbei, die neben anderen Dörfern, durch ein Erdbeben 15. Januar 1968 völlig zerstört wurden. Gibellina und Ruderi de Poggioreale , beide im Südwesten der Insel gelegen. In der bergigen, relativ dünn besiedelten Gegend, entschloss man sich, beide Dörfer komplett neu und an anderer Stelle aufzubauen.
Die neuen Siedlungen sind nicht das Sehenswerte, anders als in Noto oder Modica. Diese wurden nach dem Beben 1693 kostspielig und komplett im barocken Stil wieder aufgebaut. und waren sehr sehenswert.
Gibellina und Poggioreale sind deshalb so besonders, weil der Umgang mit den beiden zerstörten Dörfern völlig unterschiedlich war.
Im alten Poggioreale überließ man die Ruinen sich selbst und sperrte das ganze Dorf wegen Einsturzgefahr. Noch heute kann man das kleine Dorf in seiner damaligen Struktur erahnen und die verbliebenen Mauerreste und Hauswände wirken wie ein Mahnmal.
In Gibellina entschloss man sich, das zerstörte Dorf in ein Kunstwerk zu verwandeln und damit eine Gedenkstätte für die Erdbebenopfer zu errichten.
Der Künstler Alberto Burri überdeckte die mittelalterlichen Reste mit Beton und konservierte dabei den Grundriss des Dorfes mit seinen engen Gassen und Kreuzungen. 1,5 Meter hoch goss er den Beton über Mauern, Wände, zerstörte Einrichtungsgegenstände, eben alles, was zurückbleiben musste nach dem Erdbeben. Heute kann man durch die Gedenkstätte “Cretto“ laufen und muss sich die einstige Bebauung dabei vorstellen.
Beide Orten wirken auf ihre Art gespenstisch und mahnend. Wir haben uns gefragt, wie man den Erbebenopfern eher würdig gedenken kann: mit dem Mahnmal der verfallenden Ruinen oder der künstlerischen Interpretation durch das Betonungetüm? Wie wohl die Einheimischen darüber denken?

Cretto, Gedenkstätte Gibellina

1 Kommentar

  1. Wolf Passauer

    Im Vergleich zu Goethe’s ‚Italien Reise‘ lesen sich Eure Berichte so viel interessanter:
    Ruinen, Hitze, Ruinen, Strassen Verkehr , Schiller’s Gedichte und so vieles mehr bringt Spannung und Erwartung für Euren nächsten Bericht.
    Bringt dieser Mafia, sizilische Eistorte mit ein paar Compte / Comptessen und Vespas.
    Bei unseren -3.2 Grad bei Sonnenaufgang würde sich Bruno sehr wohl fühlen.
    Schreibt weiter auch wenn der laptop schmilzt.

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